Die rechtswissenschaftliche Branche
Die Rechtswissenschaft ist eine sehr beliebte Branche. Die vielen Hollywood-Serien wie «How to Get Away with Murder» und «Suits», idealisieren den Anwaltsberuf und verkaufen das Bild von falschen und arroganten Anwälten. Als erstes muss klar definiert werden, dass die Jurisprudenz / Rechtswissenschaft nicht gleich die Kriminalwissenschaft ist. Die Rechtswissenschaft ist für die Anwendung sowie die Auslegung der Gesetze zuständig, während die Kriminalwissenschaften Verbrechen aufklären und bekämpfen.
Die Digitalisierung
Die Rechtsanwaltsbranche durchläuft grosse Renovationen und Veränderungen seit der Finanzkrise im Jahr 2008. Rechtsanwälte hatten schon immer eine hohe Nachfrage genossen und konnten mit ihrer Stunden-basierten Abrechnungsmodellen davonkommen. Heute gibt es jedoch ein grosses Bedürfnis nach alternativen und günstigeren Abrechnungsmodellen («more-for-less»). Der Vorwurf überqualifizierte Anwälte würden repetitive Arbeit leisten und dafür zu viel Geld verlangen, hat zu verschiedenen Massnahmen geführt. Es wurde zunehmend mehr Arbeit ins Ausland verlagert und die Innovation für neue Technologien wurde gefördert. Die Informationstechnologie, die Forderung nach «more-for-less» und die Liberalisierung des Rechtsmarkt treiben die Veränderung des Rechtmarkts. So könnte der steigende Preisdruck zum Verfall der anwaltlichen Tätigkeit führen.
Der Autor Richard Susskind meint eines der grössten Probleme im Hinblick auf die Zukunft des Anwaltsberufes die juristischen Fakultäten seien. Um die Nachfrage von Unternehmen und Privatpersonen zu befriedigen, die eine kostengünstige juristische Option wünschen, braucht es Juristen des 21. Jahrhunderts. Es braucht Juristen, die mit der neuen Technologie umgehen können und es zu ihrem Gunsten nützen können. Das Problem ist, dass die meisten juristischen Fakultäten immernoch das Gleiche unterrichten wie vor 100 Jahren.
Das jedoch am meisten diskutierte Problem ist, welche Rolle wohl die künstliche Intelligenz im Rechtsmarkt spielen wird. Die Entwicklungen der künstlichen Intelligenz bringt fortlaufend neue Möglichkeiten mit sich, was aber auch als Bedrohung der Arbeitsplätze betrachtet wird.
Die künstliche Intelligenz könnte als Hilfsmittel benutzt werden, um einfache und repetitive Arbeit zu erledigen. Zum Beispiel könnte es Antwort auf einfache rechtliche Fragestellungen ermöglichen. Wie es bei komplexeren Fällen aussehen wird, ist noch unklar. Denn heute lässt es sich nicht festlegen, was recht oder was unrecht ist. Was unsere Gesellschaft als Richtig bezeichnet, verändert sich konstant. Die Frage ist nur, wer in der Zukunft entscheiden wird, was recht und was unrecht ist. Wird es die künstliche Intelligenz sein oder Richter und Richterinnen?
Aber genau diese Fragen müssten zuerst einmal von einem Richter entschieden werden. Die neuen Technologien und Medien müssen reguliert werden, es werden also mehr Gesetze benötigt. Gerade jetzt wird diskutiert, wie die Sozialen Medien reguliert werden sollen. Die Frage, wie mit unseren persönlichen Daten im Internet umgegangen wird und wie sie beschützt werden sollen, ist noch sehr umstritten. Das Internet, sowie auch die Sozialen Medien, ist noch jung und enthält noch sehr viel Potential, aber auch sehr viel Risiken. Data Protection, Data Breach, Cyber Crime und Cyber Bullying sind nur einige Begriffe, die grosse Probleme darstellen und rechtliche Hilfe benötigen.
Infolgedessen entstehen jedoch neue rechtliche Sektoren und Spezialisierungen, die zudem neue Möglichkeiten für angehende Juristen und Juristinnen kreieren. Um die digitalen Probleme zu lösen, wird es digitale Expertensysteme benötigen, die wiederum nach Experten fragen, um das zusätzliche Angebot zu betreiben und fortzuentwickeln. Ausserdem soll der menschliche Kontakt noch weiter eine grosse Rolle spielen. Besonders im Anwaltsberuf wird das persönliche Gespräch, der Auftritt vor Gericht und der soziale Kontakt zu dem Kunden nicht verschwinden. Obwohl die Digitalisierung mehr Homeoffice erlauben wird, wird sie das persönliche Gespräch zwischen zwei Menschen nicht wegschaffen.
Die rechtswissenschaftliche Branche wird sich massiv verändern. Sie wird zunehmend digitaler und immer mehr automatisiert. Repetitive Arbeit wie Dokumentanalyse werden von Computern übernommen und elektronisch überprüft. Die Entwicklungen der künstlichen Intelligenz werden neue Türen für neue Juristen wie auch für die rechtliche Branche eröffnen. Anwälte und Anwältinnen werden lernen müssen mit den neuen Technologien umzugehen und es zu ihrem Vorteil zu nutzen. Wenn das Langweilige am Beruf von Computern ersetzt wird, kann man sich auf das Spannende konzentrieren. Somit hat die rechtswissenschaftliche Branche eine interessante, vielfältige und attraktive Zukunft vor sich.
Zusatz
Falls du noch mehr über die Zukunft des Anwaltsberufes wissen willst, kauf dir das Buch «Tomorrow’s Lawyers» von Richard Susskind. Der Autor befasst sich mit der digitalen Rechtstransformation und hat schon zahlreiche Bücher darüber geschrieben. Das Buch «Tomorrow’s Lawyers» soll angehenden Juristen und Juristinnen ihre Zukunft vorhersagen und erläutern. «Tomorrow’s Lawyers» wird allen jungen Menschen empfohlen, die ihre Karriere in der Rechtswissenschaft machen wollen. Susskind ist ein renommierter Autor und wird oft wegen seinem Fachwissen zitiert.
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